Smombieland

Smombieland

Es war einmal eine Mama, die hatte zwei wundervolle kreative Jungs. Die waren sehr umgänglich und lieb und hatten beim Spielen eine ganze Menge Fantasie.

Sie waren eigentlich immer mit irgendetwas beschäftigt. Entweder sie malten, schauten sich Bücher an, spielten im Garten oder trafen sich mit Freunden. Dann, eines schönen Tages, wünschte sich der Ältere von ihnen zum Geburtstag eine mobile Spielkonsole. Die Eltern überlegten lange ob sie ihm diesen Wunsch erfüllen sollten. Zum einen war das Teil unverschämt teuer und zum anderen wollten sie vermeiden, dass ihr Kind zu einem Zombie mutierte, der sich nur noch für Games & Co. interessierte.

Nach reiflicher Überlegung gaben sie seinem Wunsch nach und legten mit mehreren Familienmitgliedern zusammen. Das Kind bekam also eine Spielkonsole und freute sich des Lebens. Die Mama und der dazugehörige Papa ernteten für dieses Geschenk sogar den Titel „Beste Eltern der Welt“. 

Leider ahnten die arglosen Eltern nicht was sie sich da eingebrockt hatten…

So könnte ein Märchen beginnen, das unser momentanes Familienleben schildert, das seither zunehmend von einem Elektrogerät dominiert wird.

Denn es kam wie es kommen musste. Das Konsolen-Dings übernahm hier fortan das Kommando. Alle anderen Spielsachen und Beschäftigungsmöglichkeiten waren plötzlich völlig uninteressant. Im 5-Minuten-Takt kreiste in den Köpfen der Kinder (und somit auch in unseren elterlichen Ohren) nur noch eine Frage durch das Haus: „Dürfen wir zocken?“…“Dürfen wir zocken?“…“MAAAMAAA, PAAAPAAA, DÜRFEN WIR ZOCKEN?“.

Wir HASSTEN es. Und das schlimme daran ist, wir waren selbst Schuld. Wir hatten das blöde Ding ja schließlich angeschafft und damit eigenhändig die Büchse der Pandora geöffnet. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Dazu muss ich erklären, dass unsere Jungs in Punkto digitale Spielgeräte eher zu den Spätzündern in ihren Klassen zählten. Und man möchte natürlich auch nicht, dass das eigene Kind ständig außen vor ist weil die anderen Kids alle bereits die komplette Grundausstattung an Unterhaltungselektronik ihr Eigen nennen. Irgendwann führte kein Weg mehr daran vorbei selbst so ein Ding anzuschaffen. Ein Tablet, auf dem auch ein paar Spiele für die Kinder waren, hatten wir bereits vorher. Aber aufgrund der Raffinesse der Spiele-Industrie kann man die neuen „coolen“ Spiele ja meist nur auf den neuen „coolen“ Konsolen spielen. Wirklich sehr clever! Tja und da haben wir das blöde Ding halt gekauft. Und dann war es da und geht uns Eltern seither gehörig auf den Zeiger.

Ständig gibt es Streit deswegen. Die tägliche Spielzeit der Jungs ist nämlich beschränkt. Wir (unseres Zeichens Rabeneltern) haben diese auf täglich 30 Minuten limitiert. Ist die Zeit um, darf der Spielzug zu Ende gespielt werden aber dann ist auch Schluss. Soviel zur Theorie.

Die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus. Wenn die vereinbarte Spielzeit um ist, erinnere ich die Kids daran und ernte erst einmal komplette Ignoranz.

Die Jungs stellen sich kollektiv taub um erst mal noch ein paar Minuten unbehelligt weiter zocken zu können.

Nach meiner zweiten, dritten und dann vierten bereits nicht mehr freundlichen Aufforderung das Ding abzuschalten, höre ich dann meine Lieblingssätze: „Ja, gleich!“,  „Moment, ich muss das hier noch ganz kurz zu ende spielen!“ oder „Nur noch ein Level!“… Wenn ich das höre, steigt mein Blutdruck schlagartig an und diese eine Ader an meinem Hals beginnt gefährlich zu pochen. Irgendwann reicht es dann auch mir und ich kündige an, das Gerät an mich zu nehmen. Reagiert darauf niemand, gehe ich los und nehme dem erbosten Kind die Konsole aus seinen steifen Krallen, weil es diese natürlich auf keinen Fall hergeben will.

Es folgt ein Szenario aus Kindergeschrei und wüsten Beschimpfungen.

Mann, ALTER! SPINNST DU? ICH HATTE NOCH NICHT GESPEICHERT!!!“

Ich bin nicht Dein Alter und das ist mir offen gesagt SCHEIßEGAL!“, brülle ich dann zurück. Kurz gesagt, es endet immer ganz hässlich.

Vor einiger Zeit habe ich unser Problem mal einem Familientherapeuten geschildert. Dieser riet uns, ganz klare Regeln zu definieren und auch die möglichen Konsequenzen bei Nichteinhalten dieser Regeln bereits im Vorfeld zu besprechen wenn alle Gemüter noch ruhig und guter Dinge sind. In einer Streitsituation wild mit Drohungen um sich zu werfen a la „Wenn Du jetzt nicht die Konsole weg legst, darfst Du morgen nicht spielen!“, würde in dem Moment herzlich wenig Effekt haben und nur zur Eskalation führen.

Und genau so machen wir es jetzt. Es gibt klare Regeln und wenn diese nicht eingehalten werden und es Theater gibt, ist das Gerät am nächsten Tag weg und die Spielzeit entfällt. Außerdem haben wir zwei „zockfreie“ Tage in der Woche eingeführt.

Merkwürdigerweise sind das immer meine Lieblingstage. Ob es da einen Zusammenhang gibt!? 😉

Seit Kurzem hat der Große jetzt sein eigenes Handy. Was sich dadurch verändert hat? Ich sag nur: Welcome to Smombieland!

Er genießt übrigens gerade seine erste handyfreie Woche. Aus Gründen.

Wie handhabt Ihr den Umgang Eurer Kids mit digitalen Medien? Haben sie jederzeit freien Zugang und dürfen selbst entscheiden wann und wie viel sie sich damit beschäftigen oder reglementiert Ihr sie? Wie sind Eure Erfahrungen damit? Ich freue mich auf Eure Antworten.

 

Dieser Text ist ebenfalls erschienen auf Eltern

2 thoughts on “Smombieland

  1. Petra

    Uiuiui ich werde mir diesen Artikel ausdrucken und an den Kühlschrank pinnen mein Sohn ist zwar erst 4 aber darf ab und zu mal 20 min. Kikaninchen am Tablett spielen. Das gute an dem Alter ist natürlich der kinderloses, der sich selbstständig ausstellt. Da gibt es dann nur Diskussion wenn er dann die Spielzeit verlängert haben möchte aber die Playstation von Papa reizt den kurzen schon sehr… mal schauen wie es in 6 Jahren dann ist…!

    1. Darauf darfst Du Dich auf jeden Fall schon jetzt freuen. Es bleibt spannend. 😉

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