Futterneid

Futterneid

Bei kaum etwas scheiden sich die Geister so sehr wie beim Thema „Kinderernährung“. Bereits kurz nach der Geburt unseres ersten Sohnes prasselten am laufenden Band gut gemeinte (und häufig ungefragte) Ratschläge auf mich ein. Von Familienmitgliedern, Freunden mit Kindern, Freunden ohne Kinder, Bekannten und sogar völlig Fremden erhielt ich hunderttausende verschiedener Tipps. Mit der Entscheidung welcher davon letztendlich auch wirklich brauchbar war, war ich vollends überfordert und so beschloss ich, einfach auf den Kinderarzt zu hören. Der musste es ja schließlich wissen.

Nachdem ich das Stillen bei unserem Erstgeborenen relativ flott aufgeben musste, hing das Kind erst einmal an der Flasche. Dann kam irgendwann das erste Breichen. Natürlich selbst gekocht! Aus Bio-Möhren! Leider lief bei meiner ersten Babybrei-Kochorgie wirklich alles schief, was schieflaufen konnte. Zuerst brannten mir gut ¾ der freilaufenden Karotten an und bei dem anschließenden Versuch, die geretteten Möhren zu pürieren, nahm sich mein Pürierstab dann noch das Leben. Wahrscheinlich war er sauer, dass wir ihn bis dato nie benutzt hatten. Was für eine Drama-Queen! Nach dieser Erfahrung hatte ich vom selber kochen erst mal die Nase voll und kaufte fortan Bio-Gläschen. Der Claus würde schon wissen, was für Babies gut ist. Schließlich wirkte er immer so sympathisch, wie er da in diesem Werbespot auf dem Feld eines Vertragsbauern stand, in seiner Trachtenjacke. Ab einem Alter von zwölf Monaten aß das Kind dann bei uns mit. Das war eine echte Erleichterung. Es stellte sich heraus, dass unser Sohn vor allem auf die mediterrane Küche abfuhr, vor allem Oliven hatten es ihm angetan. Damit hätte man mich als Kind jagen können! Wir mussten uns also damit abfinden, dass wir einen kleinen Gourmet großzogen.

Im Laufe der Jahre veränderten sich die kulinarischen Vorlieben unseres Sohnes. Er entwickelte sich immer mehr zu einem ausgesprochenen Fleischfresser. Als er irgendwann verstand, dass die Wurst auf seinem Brot unweigerlich mit dem Tod eines Tieres einherging, fragte er mich einmal:“ Mama, ich glaube ich werde Vegetarier. Was darf man da alles essen?“. „Nichts, das Augen hat.“, entgegnete ich. Mein Sohn grübelte eine Weile und triumphierte dann:“ Würstchen haben keine Augen!“. Mein Sohn wurde kein Vegetarier.

Auch der Kleine hatte vor einiger Zeit die Idee, fortan vegetarisch zu leben. Wir haben einige Vegetarier und Veganer im Familien- und Bekanntenkreis und das erschien ihm alles sehr interessant. Ich weiß noch, dass er vor Kurzem seiner vegan lebenden Tante voller Stolz verkündete, er habe einen VEGANEN Apfel gegessen. 🙂 Ich sehe das alles relativ entspannt. Momentan achten wir darauf, dass die Kinder ausgewogen essen, eben von allem etwas. Wir sind im Laufe der Jahre natürlich auch „selbstbewusster“ geworden und verlassen uns eher auf unser Bauchgefühl als auf Empfehlungen anderer. Beim Fleisch kaufe ich – wenn es der Geldbeutel zulässt – Bio-Produkte. Dafür gibt es das dann halt nicht so häufig. Wenn die Jungs irgendwann mal beschließen sollten, auf Fleisch komplett zu verzichten, respektiere ich das. Vegetarisch lebende Kinder haben ja auch Vorteile. Wenn die Hälfte der Familie nur Gemüse isst, können mein Mann und ich uns im Sommer auch mal ein Steak auf den Grill werfen, das seinen Namen tanzen konnte…und das dann auch ganz alleine essen!

 

Dieser Text ist ebenfalls erschienen auf Eltern

2 thoughts on “Futterneid

  1. Vulpes

    Wieso unterstützt du deine Söhne nicht bei ihrem Vorhaben, kein Fleisch zu essen? Sie möchten wohl keine toten Tiere essen, sind aber noch zu jung um sich Alternativen zu suchen und zu verstehen, wie sie sich verhalten müssten um wirklich kein Tier zu essen. Diese Unwissenheit ändert aber doch nichts an ihrem grundsätzlichen Gefühl und Wunsch, kein Tier essen zu wollen :-/ Ich finde das irgendwie fies..

    1. Sollten meine Söhne sich irgendwann ernsthaft dazu entscheiden kein Fleisch zu essen, unterstütze ich das natürlich. 🙂 Wir essen nicht viel Fleisch und wenn, dann achten wir auf die Herkunft. Es steht den Kindern immer frei zu wählen, ich zwinge sie also nicht dazu Fleisch zu essen.

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