Unterwegs mit Baby – ein Hindernisparcours

Unterwegs mit Baby – ein Hindernisparcours

Als ich noch eine mehr oder weniger frisch gebackene Mutter war, beschlich mich manchmal das Gefühl, das Kinderkriegen wäre eine völlig neue Erfindung und die Notwendigkeit seinen Nachwuchs gelegentlich von A nach B zu transportieren ebenso. Ich meine, es gab ja schon eine Menge toller Produkte auf dem Markt, die Mamas das Leben leichter machen sollten. Es gab Kombi-Kinderwagen, Bauch-, Rücken- und Hüfttragen, Tragetücher und und und…

Aber hatte sich schon mal irgendjemand Gedanken darüber gemacht wie man in einem Platzregen einen Buggy schieben und gleichzeitig einen Regenschirm halten soll?!? Noch dazu wenn der Wagen keine durchgängige Lenkstange sondern zwei Griffe hat und es dank mitschwenkender Vorderräder praktisch unmöglich ist, das Ding einhändig durch die Straßen zu bugsieren?!? Ja ja, diesen tollen Regenschirm-Halter mit passendem Halteclip, der sich an „nahezu jedem Kinderwagenmodell“ befestigen ließ, kannte ich schon. „Nahezu jedes Modell“ bedeutete für uns, dass er mit unserem Wagen zum Beispiel NICHT kompatibel war. 🙁 Und bei Windstärke Sieben mit waagerecht fallendem Sprühregen dürfte der Erfolg dieser Installation auch recht fragwürdig sein.

Was mir seit Beginn meiner Elternschaft auch auffiel, waren die äußerst rar gesäten Vorkommen von Aufzügen in der Stadt. Der Essener Hauptbahnhof verfügte bis kurz vor Ernennung zur Kulturhauptstadt „Ruhr 2010“ beispielsweise lediglich über Lastenaufzüge, mit denen bereiwillig Rollstuhlfahrer und zähneknirschend auch mal eine Mutter mit Kinderwagen zu den Gleisen befördert werden konnte. Allerdings glich es einem Sechser im Lotto, einen Bahnangestellten zu erwischen, der einen gnädigerweise zu besagtem Aufzug begleitete, war der Weg dorthin doch mit einem längeren Fußmarsch durch die für den Publikumsverkehr üblicherweise nicht zugänglichen Bahnhofskatakomben verbunden. Den meisten Mitarbeitern der Bahn entwich schlagartig ihr artig aufgesetztes Kundenkontakt-Lächeln aus dem Gesicht wenn man solch eine Bitte äußerte. Oft wurde ich auf die Rolltreppe verwiesen, an der übrigens damals schon Warnschilder hingen, dass das Benutzen mit Kinderwagen verboten ist.

Vielleicht hoffte man insgeheim, dass mein Kind und ich irgendwo „reingeschlotzt“ werden und sich das Problem somit von selbst erledigt.

Auch der Besuch von Geschäften entpuppte sich mitunter als unüberwindbare Hürde. Manche Ladenlokale waren wirklich – absichtlich oder nicht – so kinderwagenfeindlich gestaltet, dass man befürchten musste, darin stecken zu bleiben. „Man fand sie nach drei Tagen in der Drogerieabteilung“ erscheint mir heute noch für meine Grabaufschrift eher unpassend. Ironischerweise waren das auch noch oft die Läden, die „Babyzubehör“ wie Windeln, Brei, Milchpulver und den ganzen Kram verkauften.

In den meisten Supermärkten waren die Gänge zwar breit genug, allerdings stand Frau hier bereits beim Eintritt vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Kinder- oder Einkaufswagen? Denn beides ging nicht. Entweder man ließ den Wagen gleich zu Hause und schnallte sich seinen Ableger um den Leib oder man stellte ihn mitsamt Babyschale in den Einkaufswagen. Einkaufen konnte man dann natürlich nicht mehr, der Wagen war ja schon voll mit Baby. Einen Großeinkauf konnte man sich also schon mal gepflegt von der Backe putzen.

Manche Läden hatten im Eingangsbereich diese Körbe „für den kleinen Einkauf“. Leider konnte man diese mehr schlecht als recht an der Lenkstange der Babykutsche befestigen. Und den Korb unter dem Kinderwagen zu benutzen traute ich mich nicht. Da klebte einem ja immer gleich der Hausdetektiv an den Fersen. Nein danke!

Da lobte ich mir doch meinen persönlichen Ikea*-Tüten-Notbehelf. Ich hängte immer eine große Ikea-Tüte an die Lenkstange und transportiere so die Lebensmittel für alle gut sichtbar zur Kasse. Die haben nämlich genau die richtige Größe für einen mittelgroßen Einkauf und die Schlaufen sind groß genug um sie um die Lenkstange zu wickeln.

Tja, Not macht erfinderisch! Zum Glück sind die Jungs mittlerweile groß genug um sich selbständig fortzubewegen. 😉

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht wenn Ihr mit Baby oder Kleinkind unterwegs seid? Ich freue mich auf Eure Geschichten. 🙂

 

 

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