Warum ich meine Kinder „verhätschele“…

Warum ich meine Kinder „verhätschele“…

Ich „verhätschele“ meine Kinder. Das wird mir zumindest oft vorgeworfen.

„Die sind doch schon groß!“

„Das müssen sie doch alleine schaffen!“

Solche Sätze höre ich sehr oft. Meine Jungs sind 12 und 10 (ob „schon“ oder „erst“ lasse ich mal offen). Ich gebe zu, dass sie in einigen Bereichen wirklich nicht so selbständig sind wie manch andere Kinder gleichen Alters. Vielleicht bin ich hier und da auch selbst daran Schuld. Ich begleite sie z.B. morgens auf ihrem Schulweg und nachmittags zum Fußballtraining. Beides liegt nur etwa 10 Gehminuten von unserem Zuhause entfernt.

Der Schulweg ist auch ein Teil meines Arbeitsweges und ich gehe morgens zeitgleich aus dem Haus. Somit wäre es für mich völlig sinnlos nicht mit ihnen zusammen zu laufen.Wenn sie den Weg jedoch mal alleine bewältigen sollen, weil ich z.B. krank bin oder später arbeiten muss, gibt es immer Riesentheater oder Tränen. Meist gebe ich dann klein bei und organisiere um.

„Die wissen ganz genau welche Knöpfe sie bei Dir drücken müssen.“, heißt es dann. „Die haben Dich aber im Griff!“ oder „Bleib doch mal konsequent!“

Einerseits fände ich es schon schön wenn die Jungs sich hier und da mal etwas mehr zutrauen würden. Der Weg zur Bushaltestelle oder zum Fußballplatz ist meines Erachtens jetzt auch in ihrem Alter durchaus alleine zumutbar. Aber wenn dieser sie – aus welchem Grund auch immer – überfordert,  dann muss ich doch erst mal herausfinden warum das so ist. Ich kann sie jedenfalls nicht einfach so dazu zwingen.

Es kam durchaus vor, dass ich gesagt habe: „Ich kann dich heute nicht zum Platz begleiten. Entweder du gehst allein, oder das Training fällt halt heute aus.“ Das Ende vom Lied war, dass das Kind an dem Tag nicht zum Training ging und weinend auf dem Sofa lag.

Ich habe viele Artikel zum Thema „Hochsensibilität“ gelesen. Da ich selbst sehr sensibel bin, ist es nicht weiter verwunderlich, dass meine Kinder etwas dieser Eigenschaft übernommen haben. Allerdings nicht uneingeschränkt. Es ist wirklich erstaunlich zu sehen, dass sie in manchen Dingen so viel mutiger sind als ich. Oft sind das Sachen, die ich mich nicht einmal für Geld trauen würde. Einen Salto auf dem Trampolin machen z.B., vom Einer ins tiefe Becken springen oder im Restaurant gebratene Heuschrecken probieren ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber wehe ich bitte Sie darum alleine beim Bäcker um die Ecke ein Brot zu holen. Das ist eine unüberwindbare Hürde für die beiden.

Manchmal bin ich deswegen sehr ratlos. Ich frage mich oft ob ich grundlegend etwas falsch gemacht und sie vielleicht doch zu sehr „betüddelt“, ihnen zu wenig zugetraut habe… Aber wo hört bedürfnisorientierte Erziehung auf und fängt sogenanntes „Verhätscheln“ an?! Und gibt es so etwas wie „in Watte packen“ überhaupt?

Ich sehe das so: Ich habe zwei Kinder bekommen und es ist meine Aufgabe mich um sie zu kümmern. Und dazu gehört natürlich auch auf ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten einzugehen. Ich habe es mir allerdings offen gestanden leichter vorgestellt, zwischen Haltgeben und Loslassen eine Balance zu finden. Ich persönlich habe sie noch nicht wirklich gefunden.

Habt Ihr auch schon solche Erfahrungen mit Euren Kindern gemacht? Wie verhaltet Ihr Euch in solchen Situationen? Ich freue mich sehr über Euer Feedback.

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