„NATÜRLICH stille ich mein Baby! Das ist doch gar keine Frage!“, schleudere ich der Schwester bei der Aufnahme im Kreißsaal entrüstet entgegen als diese mich gefragt hatte ob ich nach der Geburt stillen möchte.
Diese lächelt und notiert etwas auf dem Block, der auf ihren Knien liegt.
3 Wochen später.
„Ich möchte SOFORT abstillen!!!“, schluchze ich ins Handy. Am anderen Ende der Leitung ist meine Nachsorge-Hebamme, die ich mit meinem Anruf gerade von einem netten Abendessen mit Freunden weggeholt habe. Es ist Samstagabend, 21 Uhr. Aber SIE hat schließlich selbst gesagt, dass ich sie jederzeit erreichen könne wenn es brennt. Und, was soll ich sagen: ES BRENNT! ABER SOWAS VON!!! Seit Tagen habe ich das Gefühl, dass ich zwei ausgewachsene Feuerquallen in meinem BH spazieren trage. Das Stillen meines mittlerweile zwei Wochen alten kleinen Wunders klappt dementsprechend nur so semi-gut.
Nachdem meine Milchbar sich zunächst prächtig entwickelt hatte und sich als äußerst stillfreudig herausstellte, sah anfangs eigentlich alles ganz gut aus. Aber dann kam nach ein paar Tagen zu Hause diese vermaledeite Wochenbett-Depression daher und quartierte sich bei uns ein. Von da an klappte dann irgendwie gar nichts mehr.
Ich war müde, traurig, überfordert, unentspannt, hatte ganz dolle Aua wegen des Kaiserschnitts und fand diese ganze Babygeschichte auf einmal gar nicht mal so gut. Zumindest war nichts so wie ich mir das vorgestellt hatte.
Auch das Stillen erfüllte nicht meine Erwartungen. Dass die natürlichste Ernährung eines Babys der Mutter Probleme oder gar Schmerzen bereiten kann, ist ja nun auch wirklich eine echt fiese Nummer. Es traf mich völlig unvorbereitet! Monatelang hatte ich Schwangerschaftsratgeber und einschlägige Fachzeitschriften gewälzt aber ich bin mir – auch rückblickend noch – absolut sicher, dass ich NIRGENDS irgendeinen Warnhinweis das Stillen betreffend gelesen habe. Vielleicht wollte ich es auch nur nicht lesen, aber wer weiß das schon!? Die Geburt war für meinen Geschmack wirklich schmerzhaft genug und jetzt sollte ich mich auch noch mit entzündeten Brustwarzen herumschlagen?!? NICHT MIT MIR, FREUNDE!!!
Selbstverständlich hatte mein Umfeld dazu größtenteils eine völlig andere Meinung.
„Stell Dich doch nicht so an!“, „Aller Anfang ist schwer.“ und „Versuch es doch noch eine Weile! Es ist nun mal das Beste für dein Kind!“, musste ich mir von einigen Freunden und Bekannten anhören. Interessanterweise hatten einige von ihnen noch gar keine Kinder. Trotzdem wurden sie nicht müde mir Geschichten über andere Mütter aufzutischen, die heldenhaft weiter gestillt hatten und ihre Brut genährt einzig und allein mit Wundwasser und dem Salz ihrer Tränen.
Als meine eigenen Tränendrüsen jedoch aufgrund täglicher Überbelastung auszutrocknen drohten und das Privatleben meiner Hebamme ernsthaft gefährdeten, riet diese mir, das Stillen vielleicht doch lieber an den Nagel zu hängen.
Und siehe da, mit dem Tag, an dem ich nicht mehr stillte, ging es mir schlagartig ernsthaft besser.
Ich möchte das Stillen auf keinen Fall verteufeln, ganz im Gegenteil. Bei meinem zweiten Sohn klappte die Stillerei nach ein paar kleinen Startschwierigkeiten sogar ganz wunderbar. Ich glaube, dass meine Stillprobleme beim ersten Kind mit sehr vielen Faktoren zusammenhingen, allen voran dieser Hormonzirkus, dem ich aufgrund der postpartalen Depression ausgesetzt war.
Beim zweiten Kind fiel mir das Abstillen sogar richtig schwer. Ich habe sechs Monate voll gestillt und mit Einführung der Beikost dann schrittweise reduziert. Die nächtlichen Stillmahlzeiten habe ich noch etwas länger beibehalten. Es gibt nachts einfach kaum etwas Praktischeres als mal eben das Baby „anzudocken“ und dabei ein bisschen zu kuscheln und weiter zu dösen. Das ist auf jeden Fall wesentlich netter als im Halbschlaf in der Küche mit Thermoskannen und Milchpulver herum zu jonglieren. 😉
Ich habe mich mit dem Thema „Stillen“ also doch noch versöhnen können und habe es danach nie mehr bereut. Und vielleicht…ganz vielleicht, habe ich es manchmal sogar ein kleines Bisschen vermisst.
Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade (Ab-)gestillt teil. Wenn ihr mehr tolle Erfahrungsberichte zu diesem Thema lesen wollt, dann schaut doch einfach mal auf doppelkinder und/oder LÄCHELN UND WINKEN vorbei.
Noah ist morgens um 03:55 Uhr geboren. Mittags um 12 Uhr weil meine Brustwarzen bereits eitrig und krustig. Am nächsten Tag kam dann Noah mit der Milch Blut aus dem Mund von meinem Brustwarzen. Bei jedem Stillen ich meine Füße in Sofa gekrallt und die Tränen kullerten weil es so weh tat. Ich habe schon angefangen zu weinen wenn ich wusste dass es gleich wieder soweit war. Als ich dann mit über 40 Fieber und einer Brustdrüsenentzündung ins Krankenhaus kam der angefangen hat zu zufüttern weil meine mich nicht gereicht hat habe ich beschlossen abzustillen. Ich habe Rotz und Wasser geheult habe gesagt ich bin eine schlechte Mutter mein armes Kind… Und gleichzeitig war ich einfach nur erleichtert und es ging mir wirklich besser
Ohje, das klingt wirklich furchtbar. Ich kann Dich verstehen, dass Du Dich dazu entschlossen hast abzustillen – unter diesen Voraussetzungen. Es hat absolut keinen Sinn sich zu quälen. Bei mir war es beim ersten Kind zwar nicht ganz so dramatisch, aber auch ich habe damals beschlossen, dass das Stillen unter diesen Gegebenheiten für mich nicht mehr funktionierte. Es ging mir einfach zu schlecht. Auch ich habe mir danach Vorwürfe gemacht. Aber ich war insgesamt viel ruhiger und entspannter. Und mein Baby natürlich auch. Und das hat mir als Rückversicherung gereicht, dass ich für mich die richtige Entscheidung getroffen hatte.