Kauderwelsch

Kauderwelsch

Ich kann mich noch ganz genau an die Zeit erinnern, als unsere Kinder damit anfingen, die ersten erkennbaren Worte zu sprechen. Was haben wir das erste „Mama“ und „Papa“ aus dem Munde unserer kleinen Wunder gefeiert! Und was waren wir stolz, als die Minis beim täglichen Vorlesen damit begannen, Worte nachzusprechen und Dinge aus den vorgelesenen Geschichten zu benennen. Aus einem anfänglichen „Wau Wau“ wurde irgendwann ein Hund, aus „Piep Piep“ ein Vogel und auch die zugegeben recht kreativen Wortschöpfungen der Kids wichen eines schönen Tages dem Original.

Mir ist, als sei es gestern gewesen, als mein verzweifelter Dreijähriger mir wild gestikulierend klar zu machen versuchte, dass er einen „Wurstberg“ haben wolle. Seine blöde Mama war mal wieder extrem schwer von Begriff und brauchte eine gefühlte Ewigkeit um herauszufinden, dass es sich um einen „Fruchtzwerg“ handelte.

Oder als einer meiner Jungs zuhause Beschwerde einreichte, dass ALLE Kinder im Kindergarten schon mal eine „Fleckenstange“ in der Brotdose gehabt hätten. Nur ich – meines Zeichens Rabenmutter – würde diese niemals kaufen! Als sich herausstellte, dass damit eine Salami gemeint war, gestaltete sich die Erfüllung dieses Wunsches für mich etwas leichter.

Ach ja, war das süß damals! 🙂

Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Heute ist es vorbei mit niedlichen Wortkreationen und putzigem Gebrabbel. Was heutzutage aus den Mündern meiner Kinder kommt, ruft bei mir jetzt nicht immer unbedingt Impulse überschäumender Mutterliebe hervor.

Boah Alter, ich hab voll die Augenringe!“, schallte es zum Beispiel kürzlich aus dem Badezimmer.

Ich will mal nen neuen Style ausprobieren.“, schleuderte mir vor einiger Zeit einer meiner Jungs entgegen als ich ihm ungenehmigt einfach so Klamotten aus der Stadt mitgebracht hatte.

Mein Lieblingssatz ist allerdings: „Boah Mama, chill mal!“, der immer dann zum Einsatz kommt wenn die nervige Mutter* (*ich) mal wieder so haarsträubende Ansprüche stellt, wie z.B. dass jeder, der das gemeinsame Klo benutzt, auch automatisch für das Nachfüllen von Toilettenpapier zuständig ist.

Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, dass meine „Babies“ eben gar keine Babies mehr sind.

Wenn es mir mal wieder zu viel wird, denke ich einfach zurück an Zeiten, in denen meine eigenen Eltern sehr tapfer unseren auf Ferienfahrten erlernten Straßen-Jargon ertragen mussten. (Damals begann jeder meiner Sätze mit den Worten „Boah, ich schwör`…“) Somit ist es nur gerecht was ich nun erdulden muss. Und genau wie meine Eltern werde auch ich diese spannende Zeit der sprachlichen Neuorientierung meiner Kinder überleben. Da bin ich mir ganz sicher! 😉

 

Dieser Text ist ebenfalls erschienen auf Eltern

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