Familientrip

Familientrip

Es ist mal wieder soweit. Die erste Hälfte der Sommerferien ist dank Betreuungsangeboten der Schule überstanden und jetzt ist er endlich da, der Urlaub. Endlich Zeit für richtige Ferien.

Der gefühlt fünf Tonnen schwere Koffer hat uns bereits vor zwei Tagen verlassen. Ich habe aufgrund bleibender Haltungsschäden aus dem Vorjahresurlaub – verursacht durch die Beförderung eben dieses Gepäckstückes – den Gepäckservice der Bahn für mich entdeckt. Ich gebe zu, leicht fiel es mir nicht, unser gesammeltes Urlaubs-Equipment einfach so einem wildfremden Mann in die Hand zu drücken, der dieses dann leise fluchend ob des überraschenden Gewichtes in einen Kleinlaster hievte und damit verschwand. Zurück blieb ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. „Leb wohl, Lieblingskleid!“, dachte ich. „Macht’s gut, neue Flip Flops! Bis hoffentlich ganz bald!“ Mein Mann teilt meine Bedenken nicht. Er ist da ohnehin etwas pragmatischer veranlagt. Vielleicht ist ihm auch aber einfach nur alles lieber, als nochmal einen Rollkoffer mit dem Gewicht eines ausgewachsenen Blauwales in 5 Minuten Umsteigezeit von Gleis Nummer 24 im Stechschritt zu Gleis 1 zu bugsieren. 🙂

Derart kurze Umsteigezeiten sind ohnehin wenig erquicklich. Meist renne ich dann mit den Kindern vor um den Anschluss zu bekommen und die Tür zu blockieren bis mein Mann mit unserem Gepäck im Schlepptau es geschafft hat, uns einzuholen.

Ich erinnere mich an dramatische Szenen aus dem letzten Jahr; an brüllende Kinder, die aus Angst, dass wir den Papa verlieren könnten, einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen erlitten. Am Münchener Hauptbahnhof mit einem Koffer, zwei bis zum Bersten gefüllten Rucksäcken und zwei Kindern umzusteigen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Vor zwei Jahren haben wir dort auf der Heimreise unseren Anschluss nach Essen „verpasst“.

Wir hatten bereits 20 Minuten Verspätung und die freundliche Stimme einer Bahnmitarbeiterin verkündete, dass der Anschluss auf jeden Fall warten würde. Und wir schafften es auch…zumindest beinahe. Nachdem wir mit zwei vollends panischen Kindern klatschnass geschwitzt endlich den Zug erreicht hatten, stellten wir fest, dass aus allen Türen Menschen quollen und das Einsteigen so nicht recht klappen wollte. Wir „tasteten“ uns also von Tür zu Tür und als wir schließlich eine zugängliche Tür fanden, schloss der freundlich lächelnde Schaffner im Inneren die Tür vor unserer Nase und der Zug setzte sich in Bewegung. Ohne uns. Die Kinder brachen sofort in hysterisches Geheule aus. „Jetzt kommen wir nie mehr nach Hause!“, brüllten sie. Während ich sie zu beruhigen versuchte, stapfte mein Mann vor Wut schnaubend zu einem Informationsschalter, wo er Bekanntschaft mit einem „Deeskalations-Beauftragten“ machte. Ich wusste bis dato gar nicht, dass es so etwas gibt. Wieder was dazu gelernt. 🙂 Da wir insgesamt recht viel Aufsehen erregten, schnellte plötzlich eine Bahnmitarbeiterin auf uns zu und versprach, die Angelegenheit für uns zu regeln. Und so kamen wir einen Zug später im Kleinkind-Abteil unter und so doch noch recht entspannt nach Hause.

Dieses Erlebnis hat jedoch Spuren hinterlassen. Es dauerte Monate bis unser Kurzer nicht mehr bei jeder versäumten Straßenbahn in Geschrei ausbrach.

Die Hoffnung ist groß, dass dieses Jahr alles glatt läuft. Drückt mir aber vorsichtshalber ruhig mal die Daumen, kann ja nicht schaden! Ich werde dann berichten.

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