Hausaufgaben

Hausaufgaben

Ich bin so froh, dass meine Jungs gerne zur Schule gehen. Sie sind (noch!) voller Elan und haben großen Spaß daran, Neues zu lernen, zu entdecken und auszuprobieren. Das Einzige, was ihnen an der Schule nicht so gut schmeckt, sind die Hausaufgaben. Obwohl, „Hausaufgaben“ heißen die ja gar nicht mehr. Die Schule hat sie vor einiger Zeit in „Lernzeit“ umgetauft, da es schwierig war, Kindern im Offenen Ganztag zu vermitteln, dass sie ihre HAUSarbeiten in der Schule erledigen sollten. Schließlich werden die Ganztagskinder oft erst am späten Nachmittag abgeholt und wenn man um 16.00 Uhr oder später nach Hause kommt, kann man sich Schöneres vorstellen, als dann daheim noch über den Schulbüchern zu hängen.

Die Lernzeit ist fester Bestandteil eines jeden Tages und dauert je nach Klasse zwischen dreißig und fünfundvierzig Minuten. In kleinen Gruppen und von einer Erzieherin beaufsichtigt, sollen die Kinder selbständig arbeiten. Was sie während der Zeit nicht schaffen, soll ausdrücklich nicht zu Hause nachgearbeitet werden, hieß es. Vielmehr solle man die Lehrer bei unvollständigen Aufgaben informieren, warum das Kind Probleme hatte. So könne die Lehrerin dann gezielt etwaige Schwächen der Kinder erkennen und im Unterricht nochmal vertiefen. Soweit die Theorie.

Nur, was macht man, wenn das eigene Kind sich in einem Raum mit acht anderen Kindern absolut null konzentrieren kann!? Wie auch? Paul hat seinen Legokatalog dabei, Tim schreibt während der Lernzeit in ein Freundebuch, Hanna kramt seit einer Viertelstunde in ihrem Ranzen nach ihrem vermissten Bleistift und Max und Lasse schieben sich gegenseitig Zettelchen zu. In so einer unruhigen Atmosphäre ist an Konzentration überhaupt nicht zu denken. Das Resultat ist, dass mein Sohn oft ohne Hausaufgaben heim kommt und diese dann natürlich nacharbeiten muss.

Es ist eine Sache, mal einen Teil der Aufgaben nicht geschafft zu haben, aber so gar keine Bemühungen werden selbstverständlich von der Lehrerin nicht so gerne gesehen. Und von mir auch nicht. Also sitzen wir dann häufig um halb fünf am Nachmittag noch zusammen und „vertiefen“ das am Tag gelernte.

Am Schönsten ist es, wenn beide Kinder in der Lernzeit nicht weit gekommen sind. Synchron-Hausaufgaben mit zwei Jungs in unterschiedlichen Stufen…das ist was für Fortgeschrittene! Diese Maßnahme würde sich meines Erachtens auch ganz hervorragend als Anti-Aggressions-Training eignen. „Mama, wie macht man das hier?“ „Was steht denn in der Aufgabenstellung? Lies das mal!“ „Ich weiß aber nicht wie das geht!“ „Jetzt versuch es doch erst mal ganz in Ruhe.“ „Mama, Du guckst gar nicht bei mir!“ „Deins ist ja auch pupsileicht! Das kann doch jedes Baby!“ „Gar nicht! Deins ist pupsileicht!“ „Du sollst nicht bei deinem Bruder ins Heft gucken, sondern in dein eigenes.“ „Ich kann das aber nicht! Mann, Hausaufgaben sind so scheißkackearschdoof!“…

Da hilft nur eins: gaaanz tief in den Bauch atmen, im Kopf bis 100 zählen und hoffen, dass sie das Lernen mit der Zeit lernen. Mit 18 werden sie das wohl alleine hinkriegen. Und wenn nicht, kann ich dann immer noch ausziehen. Dann können sie sich ja schon selber Essen machen.

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