Man soll es ja kaum für möglich halten, aber selbst die stärksten Klonkrieger werden manchmal krank. Sich um ein krankes Kind zu kümmern, gehört wohl zu den kräfteraubendsten Beschäftigungen, die man sich vorstellen kann. Man rotiert den ganzen Tag zwischen Fieber messen, Tee kochen, Zwieback reichen, Bananen schnippeln, pädagogisch wertvolle Unterhaltung in der Glotze suchen, Medikamente verabreichen, Mal- und Spielsachen anbieten … kurz gesagt: man hat verdammt viel zu tun. Zu einem kranken Kind gibt es eigentlich nur eine Steigerung: zwei kranke Kinder! Irgendwie habe ich grundsätzlich das Glück, dass aus einem Patienten ganz schnell zwei werden. (Hier muss irgendwo ein Nest sein!) Vor ein paar Tagen klagte unser Kurzer abends über Halsschmerzen und bekam dann über Nacht hohes Fieber, sodass er am darauffolgenden Tag das Bett hüten musste. Es hatte ihn so richtig erwischt. Der Besuch beim Kinderarzt ergab die frohe Kunde, dass das Kind an einer akuten Halsentzündung leide und ein Antibiotikum nehmen müsse. Das hieß im Klartext: Mama braucht einen Kinderkrankenschein und kann den Rest der Woche nicht ins Büro. Große Begeisterung!
Zu Hause angekommen, wurde erst einmal unsere Couch zum Krankenlager umfunktioniert und das Kind in Kuschelklamotten gesteckt. Dann folgte das übliche Programm. Ich schaltete den Fernseher ein (ja ja, wenn man krank ist, darf man auch tagsüber fernsehen!!!) und hatte meinem Sohn gerade ein Tablett mit magenfreundlichen Snacks kredenzt, da klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war die Klassenlehrerin unseres Großen. „Keine Angst, es ist nichts Schlimmes.“, sagte sie gleich zu Beginn und dann: „Ihr Sohn klagt schon den ganzen Morgen über starke Bauchschmerzen und Übelkeit. Erst dachten wir, es würde sich im Laufe des Tages geben. Aber er sieht wirklich nicht gut aus.“ NICHTS SCHLIMMES?!? … „Ok.“, sagte ich. „Ja, dann schicken Sie ihn bitte nach Hause. Ich bin hier. Sein Bruder ist auch krank.“ Nach dem Telefonat verspürte ich kurz den Drang aus dem Haus auf die Straße zu rennen und dann immer weiter und weiter, bis meine Füße mich nicht mehr tragen. Aber das tat ich natürlich nicht. Stattdessen wurde kurzerhand ein zweites Krankenlager auf dem Sofa installiert, mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum bereits dort gastierenden Bazillenmutterschiff, versteht sich.
Als es nach einer Weile an der Haustür klingelte und ein wirklich sehr blass um die Nase aussehendes Kind im Türrahmen stand, begrüßte ihn mein Jüngster mit den Worten: „Das ist ja lustig! Dann können wir die Mama jetzt zu zweit auf Trab halten!“ Sehr lustig, dachte ich, während ich die Klamotten meines sich saft- und kraftlos ins Wohnzimmer schleppenden Erstgeborenen aufsammelte, der es immerhin noch schnell genug auf die Couch geschafft hatte, um den Beginn seiner Lieblingssendung nicht zu verpassen. „Spontane Genesung“, schoss es mir durch den Kopf. An solchen Tagen weiß ich die Erfindung des Fernsehapparates wirklich zu schätzen…