Muttertag

Muttertag

Der Muttertag ist ein Tag voller hochgeschraubter Erwartungen und dabei ist er doch eigentlich ein Tag wie jeder andere. Vor ein paar Jahren habe ich den umsatzstärksten Tag der Floristikindustrie mal schriftlich festgehalten. Meine Jungs waren damals 3 Jahre und 1 Jahr alt. Das Ergebnis: ein Muttertagsbericht aus dem richtigen Leben, in Echtzeit und komplett ungeschminkt. Viel Spaß! 🙂

6:00 Uhr. Ich werde unsanft von meinem Großen geweckt. Mit meiner Bettdecke unter dem Arm schlurfe ich ins Kinderzimmer und lege mich in sein Bett um wenigstens noch ein paar Minuten zu dösen…zu den lieblichen Klängen einer Kindermundharmonika.

6:30 Uhr. Der Kleine wird wach. Beide Kinder spielen um mich herum. Während der Große Holzklötze die Treppe hinunter wirft, hämmert der Kleine mit einer Eisenbahn gegen den Tisch.

8:00 Uhr. Es klingelt an der Haustür. Ich schrecke hoch. Wer ist das denn?! Zombiemäßig aussehend öffne ich die Tür. Es ist der Kollege meines Mannes, der diesen zu einem Termin mitnehmen wollte. Der Mann selbst schläft noch friedlich. Er hat den Wecker verpennt und springt hektisch ins Bad und dann auch gleich zur Tür raus.

9:00 Uhr. Alle sind angezogen und frühstücken. Danach rufe ich meine Mutter an und gratuliere ihr pflichtbewusst zum Muttertag. Meine Mama gratuliert zurück. Geschenke oder Blumen für mich gibt es nicht. Von den Kids besucht noch niemand einen Kindergarten und mein Mann hat meinen Huldigungstag mal wieder vergessen. Macht nix. Ich bin ja auch nicht seine Mutter.

9:30 Uhr. Ich mache ein Hörspiel an und gewinne 40 Minuten um die Krümel vom Frühstück wegzuräumen und eine Maschine Wäsche zu starten.

10:00 Uhr. Während ich mit dem Maxi ein Bilderbuch anschaue, versuche ich gleichzeitig mit dem Mini ein Puzzle zu machen. Gar nicht so einfach. Vor allem dann nicht, wenn man zeitgleich versucht eine kaputte Hose zu flicken.

11:45 Uhr. Ich muss langsam mal das Mittagessen vorbereiten, denke ich und versuche die Nudeln vom Vortag aufzuwärmen, während ein brüllender Einjähriger an meinem Bein klammert.

12:00 Uhr. Mittagessen. Gleich nach meiner ersten Gabel Nudeln kippt der Große sein Saftglas über den Tisch und ich renne in die Küche um einen Lappen zu holen. Der Kleine verleiht unterdessen seinem einsetzenden Sättigungsgefühl Ausdruck, indem er den Inhalt seines noch halbvollen Tellers in Zeitlupe auf seinen Schoß plumpsen lässt. Wieder Sauerei. Ich hole einen Waschlappen, räume den Tisch ab und ziehe den Mini für den Mittagsschlaf um.

Ruhe? Nicht wirklich! Der Große fährt in der Wohnung mit dem Bobbycar (OHNE Flüsterräder!) und singt dabei laut: „Theo, mach mir ein Bananenbrot!“ Ich ermahne ihn zu etwas weniger Lärm und fege schnell die Überreste des verunglückten Mittagessens zusammen. Danach begleite ich meinen Sohn ins Bad und ziehe ihn für den – leider recht matschigen – Garten um. (Telefon, Babyfon und Getränke nicht vergessen!)

Ich hieve die 10 Tonnen schwere – da voll Regenwasser stehende – Plane vom Sandkasten während mein Sohn bereits IN den Sandkasten klettert und mich anfeuert: „Ach komm schon! Das schaffst Du!“ Ich versuche verzweifelt keinen Sturzbach in Richtung meines noch trockenen Sohnes zu verursachen. Geschafft!

13:00 Uhr. Ich spiele ein bisschen mit meinem Kind im Sand und versuche nebenher ein paar Löwenzahnpflanzen aus dem Rasen zu entfernen. „Netter Versuch!“, denken sich die Löwenzahnpflanzen und ich könnte schwören, dass mich sogar eine von ihnen ausgelacht hat!

14:30 Uhr. Es beginnt zu regnen. Erst ein bisschen, dann immer heftiger. Ich überrede meinen Sohn wieder ins Haus zu gehen. Drinnen kuscheln wir uns aufs Sofa und ich lese ihm vor. Ich bin plötzlich hundemüde. Andauernd fallen mir die Augen zu.

15:00 Uhr. Der Kurze wird wach und brüllt sofort los. Ich hole ihn zu uns und er ist sauer weil ich seinen Teddy oben im Bett vergessen habe. Ich gehe in die Küche und bereite etwas Obst vor.

15:30 Uhr. Gemeinsamer Obst- und Kekse-Snack. Wenigstens jetzt herrscht mal Ruhe. Ich verbrenne mir am heißen Kaffee den Gaumen, weil ich die Milch vergessen habe. Mist. Anschließend singen und tanzen wir im Wohnzimmer zu Roftikofti-Songs bis die Socken qualmen.

17:30 Uhr. Ich bereite das Abendessen vor während der Große seinen Bruder mit dem Bobbycar durch die Wohnung jagt, ihm dauernd den Weg abschneidet und ihn absichtlich anfährt. Der Kleine heult. Ich schimpfe und konfisziere das Bobbycar. Jetzt heult der Große. Der Mini freut sich. Kleiner Giftzwerg!

Zum Abendessen erscheint der Große nur widerwillig und übellaunig. Die Sache mit dem Auto hat gesessen. Lustlos beißt er ein paar Mal von seinem Brot ab und verlässt dann den Tisch. Der nächste Konflikt. Ich weise ihn darauf hin, dass er warten muss bis zumindest alle Kinder fertig mit Essen sind und verfrachte ihn wieder auf seinen Stuhl. Er kommentiert das mit ohrenbetäubendem Geschrei.

Irgendwann ist der Kleine satt. Ich wickele ihn und bringe ihn ins Bett. Eine Sorge weniger.

Der Große bockt immer noch und will die von ihm liebevoll im Wohnzimmer verstreuten Legosteine nicht mit aufräumen. Ich bin sauer.

18:30 Uhr. Mein Mann ruft an und teilt mir mit, dass es später wird als geplant. Hab ich schon bemerkt.

Der Große geht heute früher schlafen. Mir reicht es für heute. Zum Glück kann er die Uhr noch nicht lesen. Oben lese ich noch eine Geschichte vor, die zweimal vom kleinen Bruder unterbrochen wird. Ich erlaube dem Großen noch ein Bilderbuch anzuschauen und gebe ihm einen Gutenachtkuss.

Du, bin ich eigentlich eine gute Mama?“, frage ich beim Rausgehen. „Ja!“, antwortet mein Sohn und nickt überzeugt. „Gute Nacht, du freche Rübe!“, sage ich und werfe ihm noch einen Luftkuss zu. „Gute Nacht, du selber freche Rübe!“, entgegnet mein Sohn.

Ich falle erschöpft auf die Couch. Im Haus ist es still. Vielleicht sollte ich gleich ins Bett gehen. Morgen ist ja wieder Muttertag…und übermorgen auch…und überübermorgen…

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